Das Debakel um die letztjährige Internationalen Automobil Ausstellung in Frankfurt hatte hohe Wellen geschlagen, so hoch, dass neben der Zukunft der Messe auch die Zukunft des Standortes infrage gestellt wurde. Denn nur sehr wenige halten die Messe Frankfurt noch für den richtigen Gastgeber einer neuen, zukunftsorientierten Automobilmesse. Beim Thema Mobilität von morgen sollen künftig nicht nur Autos, sondern der Verkehr als Ganzes in den Fokus rücken, doch ist die Theorie bekanntlich das eine und die Praxis das andere.
Automobilmessen faszinieren nicht durch die Akkuleistung
Dies klingt leider nicht zeitgemäß, doch die meisten Besucher kommen wegen der Sportwagen, der spektakulären Prototypen, der Motorsport-Prominenz sowie wegen der Neuerscheinungen mit Verbrennungsmotor. Die IAA Frankfurt schaffte es immer weniger, diesen Spagat glaubhaft zu vollführen, was zu Demonstrationen und wüsten Beschimpfungen im Eingangsbereich der Messe führte. Diese Bilder gingen um die Welt und zementierten das Aus. Doch was nun? Wie geht es weiter?
Neuer Standort, altes Lied?
Der neue Standort sollte weniger auto-affin sein und gleichzeitig modern und innovativ. Die Städte Berlin und Köln machten schnell die Runde und überzeugten auf den ersten Blick die Fachwelt. Beide Städte stehen für Start-ups, Innovation, Kollaboration und neue Werte. Es gründen sich in solch einem Biotop immer mehr neue Unternehmen, die diese Stimmung mitprägen, seien es digitale Dienstleister wie beispielsweise cake pops, ein junges Unternehmen, das die Trends der Zeit zu nutzen weiß. Doch können dies auch die schweren Tanker der Automobilindustrie, die noch immer sehr von ihrem Mythos lebt, einem Mythos, der zum Ballast werden könnte.
Im Berliner Hinterland entsteht nun mit der Giga-Fabrik des Elon Musk ein Konkurrent, der noch immer nicht richtig einzuschätzen ist. Der Unternehmer gilt als bizarr und unberechenbar, doch sind seine Produkte konkurrenzfähiger als die der deutschen Industrie. Eine Automobilmesse vor seiner Haustür würde ihn noch weiter auf- und die hiesigen Hersteller abwerten, so die Befürchtungen von Branchenkennern. Es rückt damit ein weiterer Standort in den Fokus der Planer: Die Stadt an der Isar könnte am Ende die Nase vorn haben. München gilt als modern und gleichermaßen mit der Automobilindustrie verwurzelt, dies schafft eine Balance, die sonst kein Standort mit sich bringt. Mit Demonstrationen ist hier ebenfalls deutlich weniger zu rechnen als in einem rebellischen Berlin oder hippen Köln.
Die Entscheidung naht
Der VDA, der Verband der Deutschen Automobilindustrie, trifft sich in diesen Tagen in seiner Zentrale, um über die Zukunft der IAA zu entscheiden. Es gibt viel zu berücksichtigen und abzuwägen. Eine Entscheidung für die Zukunft steht an, doch sollte bei allem Fingerspitzengefühl immer noch klar sein, dass es auch auf die Produkte ankommt und wie man sie den Leuten erklären möchte. Diese Fragen sind weit wichtiger als die nach dem Standort, doch trotz dieser Klarheit regiert immer noch die Nervosität in der Chefetage. Die wohl kniffligste Aufgabe in der 69-jährigen Geschichte der IAA will richtig gemeistert werden.