In anderen Ländern ist es Pflicht, nur auf Deutschlands Autobahnen herrscht kein durchgehendes Tempolimit. Natürlich gibt es Streckenabschnitte, an denen es eine vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit gibt, und auch bei schwierigen Straßenverhältnissen, wie Dauerregen oder Schnee, wird die Geschwindigkeit begrenzt. Doch davon abgesehen können die Fahrer auf den deutschen Autobahnen so schnell fahren, wie ihnen der Sinn steht.
Unterschätzte Gefahr?
Die deutschen Autos genießen weltweit einen ausgezeichneten Ruf, doch selbst sie überstehen die Kräfte, die bei einem Zusammenprall zweier Fahrzeuge mit über 100 Stundenkilometern auf sie einwirken, nicht unbeschadet. Die hohen Geschwindigkeiten tragen dazu bei, dass weder der Schutz von Gurt noch Airbag ausreicht, um die Fahrzeuginsassen zu schützen, und es regelmäßig zu tödlichen Unfällen kommt. Die anderen Autofahrer erfahren davon in der Regel in den Verkehrsnachrichten, denn die Bergung der Opfer und die Sicherung des Unfallortes durch die Polizei sorgen in der Regel dafür, dass sich der Verkehr rasch staut. Häufig sind es auch sogenannte Gaffer, die den Verkehr aufhalten, weil sie so langsam wie möglich an der Unfallstelle vorbeifahren, um alle Details zu sehen oder die Szene gar filmen. Manche Leute gehen sogar so weit, dass sie Polizisten oder Rettungskräfte attackieren, was mittlerweile jedoch unter Strafe gestellt wurde.
Die Tempolimit-Debatte
In Deutschland wird das Thema Tempolimit in schöner Regelmäßigkeit von Umweltschützern oder Politikern aufgenommen, ehe es dann unter einem Shitstorm rasch wieder begraben wird. Dabei gibt es gute Gründe, die Geschwindigkeit zu begrenzen. Da sind zum einen Sicherheitsbedenken, denn Rasen und Rücksichtnahme schließen sich gegenseitig aus. Und während man bei Tempo 120 vielleicht noch eine Möglichkeit hat zu reagieren, wenn ein Auto überraschend ausschert, so ist dies bei Geschwindigkeiten über 200 Stundenkilometern schlicht unmöglich. Außerdem gehen die hohen Geschwindigkeiten natürlich auch mit einem höheren Benzinverbrauch und damit höheren CO2-Emissionen einher.
Luftverschmutzung und Lärmbelastung
In den Städten wird mittlerweile intensiv über die Luftverschmutzung diskutiert, nachdem sie jahrelang als quasi gottgegeben schulterzuckend hingenommen wurde. Dies hängt vor allem mit den angedrohten und von einigen Städten durchgesetzten Fahrverboten zusammen. Was jedoch hingegen selten thematisiert wird, ist die Lärmbelästigung. Autos verschmutzen nicht nur die Luft, tragen zum Klimawandel bei und werden gerne auf dem Radweg oder halb auf dem Bürgersteig geparkt, sondern sie sind auch laut. Dabei macht es natürlich einen Unterschied, ob ein Auto mit dreißig oder achtzig Kilometern in der Stunde fährt.
Natürliches Tempolimit Stau
Angesichts der Millionen Stunden, die die Deutschen jährlich im Stau stehen, scherzen viele, dass ein Tempolimit absolut unnötig sei, denn der Verkehr bewege sich in der Rush-Hour ohnehin nur kriechend vorwärts. Je nach persönlichen Präferenzen fordern die Menschen daher einen Ausbau der Autobahnen, die sich an dem gestiegenen Verkehrsaufkommen orientiert, oder eine ganz neue Verkehrspolitik. Einig ist man sich darin, dass es so nicht weitergehen kann, denn der drohende Verkehrsinfarkt, vor dem seit Jahren gewarnt wird, ist in vielen Großstädten längst Realität.